Kann Kaffee unser Gehör beeinflussen?

Eine weniger bekannte Wirkung des beliebten Heißgetränks

Für viele gehört Kaffee fest zum Alltag – ob morgens als Wachmacher, als kleine Pause zwischendurch oder beim geselligen Zusammensein. Doch neben der bekannten Wirkung auf Konzentration und Aufmerksamkeit taucht hin und wieder eine überraschende Frage auf: Hat Kaffee vielleicht auch Einfluss auf unser Gehör?

Was macht Koffein mit unseren Ohren – und warum ist das fürs Hören relevant?

Bevor wir uns dem Gehör widmen, hilft ein kurzer Blick auf die grundlegenden Effekte von Kaffee. Der Hauptwirkstoff ist Koffein – ein Stimulans, das vor allem im Gehirn aktiv wird. Dort blockiert es Rezeptoren, die Müdigkeit signalisieren. Das Ergebnis: Wir fühlen uns wacher, können uns besser fokussieren und haben das Gefühl, leistungsfähiger zu sein.

Aber damit hört es nicht auf. Koffein beeinflusst auch den Kreislauf. Nach einer Tasse Kaffee steigt häufig kurzfristig der Blutdruck an, und auch der Puls beschleunigt sich. Das ist für gesunde Menschen meist unbedenklich – aber es betrifft eben nicht nur das Herz, sondern potenziell auch andere Bereiche des Körpers. Unter anderem das Innenohr.

Wie Koffein das Innenohr beeinflusst – und was das für Ihre Hörgesundheit bedeutet

Unser Innenohr ist ein äußerst sensibler Bereich. Damit wir hören können, müssen dort feine Sinneszellen – sogenannte Haarzellen – konstant mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Diese Versorgung erfolgt über winzige Blutgefäße, die allerdings empfindlich auf Veränderungen im Kreislaufsystem reagieren können.

Koffein hat eine gefäßverengende Wirkung, was bedeutet: Es kann die Blutgefäße kurzzeitig enger machen. Wenn das auch im Bereich des Innenohrs passiert, könnte es zu einer schlechteren Durchblutung kommen. Die Folge? Die Haarzellen erhalten weniger Sauerstoff. Und das kann ihre Arbeit – nämlich das Umwandeln von Schallwellen in elektrische Signale fürs Gehirn – beeinträchtigen.

Einige Fachleute sehen darin einen möglichen Risikofaktor für Hörprobleme. Wichtig ist allerdings: Viele Studien sprechen bislang nur von kurzfristigen Effekten. Ob regelmäßiger Kaffeekonsum tatsächlich das Gehör auf Dauer schädigt, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt.

Kaffee und Tinnitus – ein Zusammenhang?

Besonders spannend wird es, wenn man sich den möglichen Zusammenhang zwischen Kaffee und Tinnitus anschaut. Tinnitus ist ein Zustand, bei dem Menschen Geräusche hören, ohne dass eine äußere Quelle vorhanden ist – etwa Pfeifen, Brummen oder Rauschen.

Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Koffein die Symptome verstärken kann. Das könnte unter anderem mit der bereits erwähnten gefäßverengenden Wirkung zusammenhängen – also mit einer schlechteren Versorgung des Innenohrs. Auch die anregende Wirkung von Koffein könnte dazu beitragen, dass Betroffene die Geräusche intensiver wahrnehmen oder sich stärker auf sie fokussieren.

Auf der anderen Seite gibt es auch Studien, die diese These nicht bestätigen. So kam eine Untersuchung der Universität Manchester zu dem Ergebnis, dass ein vollständiger Verzicht auf Koffein bei Tinnitus-Betroffenen nicht zwingend zu einer Verbesserung führt. In einigen Fällen haben sich die Symptome nach dem Absetzen von Kaffee sogar verschlechtert.

Was man daraus schließen kann: Die Wirkung von Kaffee auf Tinnitus scheint individuell sehr verschieden zu sein. Wer betroffen ist, sollte beobachten, ob sich die Symptome im Zusammenhang mit dem eigenen Kaffeekonsum verändern – und sich im Zweifel ärztlichen Rat holen.

Kann Kaffee das Gehör schützen? – Was Studien zur Hörgesundheit zeigen

So überraschend es klingt – es gibt auch Studien, die nahelegen, dass Kaffee positive Effekte auf das Gehör haben könnte. Vor allem in den USA und Asien wurde untersucht, ob moderater Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für altersbedingten Hörverlust verbunden ist.

Die mögliche Erklärung: Kaffee enthält nicht nur Koffein, sondern auch viele antioxidative Verbindungen. Diese Antioxidantien können Zellen vor Schäden durch sogenannte freie Radikale schützen – Moleküle, die im Körper oxidativen Stress verursachen und Alterungsprozesse beschleunigen. Da auch die Haarzellen im Innenohr altern und empfindlich sind, liegt der Gedanke nahe, dass Antioxidantien hier eine gewisse Schutzwirkung entfalten könnten.

Eine groß angelegte Studie mit über 50.000 Frauen zeigte zum Beispiel, dass Frauen, die regelmäßig und in Maßen Kaffee tranken, ein geringfügig niedrigeres Risiko für Hörverlust im Alter aufwiesen. Allerdings betonen die Forschenden, dass die Datenlage noch nicht ausreicht, um daraus allgemeingültige Empfehlungen abzuleiten.

Koffein und Hörgesundheit – Wie viel Kaffee ist unbedenklich?

Wie bei vielen Dingen gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sowie anderen Gesundheitsorganisationen gelten bis zu 400 Milligramm Koffein pro Tag als unbedenklich für gesunde Erwachsene. Das entspricht in etwa vier Tassen Filterkaffee.

Wer allerdings bereits Hörprobleme hat – etwa in Form von Tinnitus – sollte den eigenen Kaffeekonsum etwas kritischer betrachten. Ein vollständiger Verzicht ist nicht immer notwendig, sollte aber gegebenenfalls mit einem HNO-Arzt besprochen werden. Wichtig: Wer den Koffeinkonsum reduzieren will, sollte dies schrittweise tun, denn ein abrupter Entzug kann unter anderem Kopfschmerzen und Reizbarkeit auslösen – was wiederum das Hörerlebnis beeinträchtigen kann.

Fazit: Kaffee und Gehör – bewusster Genuss für gesundes Hören

Zusammenfassend lässt sich sagen: Kaffee kann unser Gehör durchaus beeinflussen – sowohl negativ als auch möglicherweise positiv. Zu viel Koffein könnte die Durchblutung des Innenohrs einschränken und Symptome wie Tinnitus verstärken. Gleichzeitig liefern erste Studien Hinweise darauf, dass moderate Mengen Kaffee auch eine schützende Wirkung entfalten könnten – insbesondere durch antioxidative Inhaltsstoffe.

Wer keine Hörprobleme hat, muss sich also keine Sorgen machen und kann seinen Kaffee weiterhin genießen. Menschen mit Tinnitus oder anderen Hörstörungen sollten dagegen aufmerksam beobachten, wie ihr Körper reagiert – und im Zweifelsfall professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.

Am Ende gilt: Hören Sie auf sich selbst – und auf Ihren Körper.

Kaffee & Hören –

Ihre wichtigsten Fragen beantwortet

Ja, das kann er – zumindest kurzfristig. Koffein verengt die Blutgefäße, auch im Innenohr. Ob das langfristige Schäden verursacht, ist aber nicht klar belegt.

Wenn Blutgefäße sich verengen, bekommen die Sinneszellen im Ohr weniger Sauerstoff. Das kann sie empfindlicher machen – theoretisch auch anfälliger für Schäden.

Manche berichten, dass ihr Tinnitus durch Kaffee schlimmer wird. Andere merken keinen Unterschied. Es scheint von Person zu Person verschieden zu sein.

Nicht sofort. Beobachte erst mal, ob sich deine Symptome nach Kaffee verschlechtern. Manchmal hilft es schon, etwas weniger zu trinken, statt komplett zu verzichten.

Ja, das ist möglich. Ein abruptes Absetzen von Koffein kann den Körper stressen – und das könnte Ohrgeräusche sogar kurzzeitig verstärken.

Ja, erste Untersuchungen deuten an, dass moderater Kaffeekonsum das Risiko für altersbedingten Hörverlust senken könnte – vermutlich wegen der Antioxidantien.

Bis zu vier Tassen Filterkaffee am Tag gelten als unproblematisch – das entspricht etwa 400 Milligramm Koffein.

Wenn du das Gefühl hast, Kaffee tut deinem Gehör nicht gut, kann eine Reduktion sinnvoll sein. Am besten langsam und nicht abrupt absetzen.

Nicht direkt. Aber wenn du sensibel auf Koffein reagierst, könnten bestehende Ohrgeräusche intensiver wahrgenommen werden.

Trinke kleinere Mengen oder wechsle auf weniger koffeinhaltige Varianten wie Cold Brew oder halb entkoffeinierten Kaffee. Höre einfach auf deinen Körper.